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Dieter David Scholz

Richard Wagner

Eine europäische Biographie

 

Am 10. Juni 1834 veröffentlichte der 21–jährige Richard Wagner in Heinrich Laubes »Zeitung für die elegante Welt« seinen Aufsatz »Die deutsche Oper«. Darin forderte er, der deutsche Künstler müsse endlich europäisch werden. Ein Jahr später bekannte er seinem Freund Theodor Apel: »Hinweg aus Deutschland gehöre ich!«.
Karl Marx etikettierte Wagner als einen »deutschen Staatsmusikanten«. Wagners rastlose Vita beweist das Gegenteil.
Eher hatte Friedrich Nietzsche recht mit seiner Beobachtung, »dass er nirgendwo weniger hingehört als nach Deutschland«, denn Wagner verbrachte mehr als die Hälfte seines Lebens jenseits deutscher Grenzen. Sein Radius reichte von London bis Moskau, von Sizilien bis zur Atlantikküste.
Wagner war ein »Fliegender Holländer«, getrieben von Neugier, Produktionszwang und »Kunstmission«. Er träumte zwar immer fort von seiner »Heimat«, sein Begriff von Deutschland und »dem Deutschen« hatte allerdings mit der Realität nicht viel zu tun. Die patriotischsten Passagen seines essayistischen Werks und die meisten seiner musikdramatischen Werke konzipierte er im Ausland.
Als Wagner amnestiert wurde und nach Deutschland zuräckkehrte, ertrug er Deutschland und die Deutschen nicht lange, dachte zeitweise sogar an Auswanderung in die USA. In seinem letzten Lebensjahrzehnt floh er aus Bayreuth, so oft er konnte, nach Italien. Wagner starb am 13. Februar 1883 in Venedig, ein Europäer par exemple. Nietzsche hatte recht: »Wagner ist das Gegengift gegen alles Deutsche«.
Das Buch will dieses »Deutsche Missverständnis« ausräumen. Es fokussiert biografische Momentaufnahmen, um Anstoß zu geben für eine Neubewertung Wagners.

 

Presse

"... Ich habe das Buch mit großem Interesse gelesen und kann es wärmstens einer möglichst großen Gemeinde empfehlen, auch weil dieser Band so sorgfältig recherchiert ist und einen bemerkenswerten Apparat (darin vor allem auch sorgfältig ausgesuchte, Seitenstimmige Fotos) hat. Ein wichtiges und notwendiges Buch zur Wagnerexegese."

Sebastian Sternberg in Orpheus 1/2 2007

 

"...der Autor ist mit dem Stoff aufs Engste vertraut und man darf ihm weitgehend vertrauen. Das ist viel und es ist ernst zu nehmen. In dieser Beziehung unterscheidet er sich wohlwollend von manchem Machwerk über Leben oder Werk Wagners, das wir in letzter Zeit zu ertragen hatten."

Mitteilungen der Deutschen Richard-Wagner-Gesellschaft.

 

Leseprobe

1839-1842 Paris
Wagner, ein noch unbekannter, junger Musiker aus Sachsen, mit einer halbfertigen Partitur im Gepäck, setzte auf den Durchbruch am bedeutendsten Musiktheater Europas, der Pariser Oper. Er glaubte, in der offenen Weltstadt werde sein Talent erkannt und seine Qualitäten würden sich durchsetzen. Sein Scheitern war vorherbestimmt. Paris war eine Metropole im Umbruch, an der Schwelle zur Moderne. Korruption und Inflation, Glanz und Reichtum auf der Einen, Armut auf der anderen Seite, charakterisierten das Paris jener Jahre, in dem die breiten Boulevards noch nicht existierten und ein Gewirr von schmutzigen, mittelalterlichen, engen Gassen das Stadtbild prägte. Wagner sprach nur radebrechend Französisch und glaubte tatsächlich, er könne sich im ersten Anlauf die Welt, zumindest die Opernwelt von Paris, erobern.
Zunächst putzte er viele Klinken. Am eifrigsten die vom berühmten Giacomo Meyerbeer. Dennoch blieben Wagner bei seinem ersten Aufenthalt an der Seine alle Türen verschlossen. Zunächst voller Optimismus, zogen die Wagners in die Rue de la Tonnellerie und mieteten ein Zimmer im Haus Nr. 3. Doch alle Empfehlungen führten zu nichts. Der Direktor der Großen Oper nahm den Brief Meyerbeers ungerührt zur Kenntnis und ließ nichts mehr von sich hören. Der Chef des Orchesters, Habeneck, ließ Wagners in Magdeburg komponierte „Columbus"-Ouvertüre in einer Probe einmal durchspielen, worin sich sein Engagement für Wagner allerdings auch erschöpfte. Und die französischen Sängerinnen und Sänger, für die Wagner französische Romanzen komponierte, waren so freundlich, sie ihm vorzusingen, ließen aber erkennen, dass sie nicht recht wüssten, was damit anzufangen sei. Für Wagner begannen vier Jahre materieller Not und herber Enttäuschungen. Den dürftigen Lebensunterhalt verdiente er sich durch musikalische Gelegenheitsarbeiten, als Journalist für die „Gazette musicale" und Korrespondent der „Dresdner Abendzeitung" sowie als Verfasser von Novellen, die zum Besten gehören, was die damalige Zeit an kleiner Prosa hervorgebracht hat.
Endlich schien sich ein Erfolg anzubahnen. Meyerbeer hatte ihn mit dem „Liebesverbot" an den Direktor des Théâtre de la Renaissance, Anténor Joly, empfohlen. Als dieser Schwierigkeiten machte, wandte sich Wagner am 18. Januar 1840 nochmals an seinen „teuren Meister", er möge die Annahme des „Liebesverbots" doch bitte erzwingen: „Terrorismus ist das einzige Mittel, und Sie, mein verehrter Selbstbeherrscher aller Töne, können ihn allein anwenden! Ich hoffe in dieser Welt auf kein Heil als von Ihnen. Ich flehe Sie an, mir durch Empfehlungen und Unterstützungen den Weg in die Pariser Öffentlichkeit zu bahnen, um selbst mit dem Geringsten, was Ihr gütiger Wille beschließen sollte, das Leben wenigstens zur Hälfte zu retten ... Mit allen Sünden und Schwächen, Not und Jammer empfehle ich mich Ihnen ehrfurchtvoll, die Erlösung von allem Übel durch Gott und Sie erflehend."

Fadenheftung,

Hardcover mit Schutzumschlag,

15,5 x 21 cm,

430 Seiten,

ISBN: 978-3-86601-790-0

Preis: 38,00 €