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Herbert Haffner

Furtwängler

 

Die biografische Auseinandersetzung mit dem Dirigenten und Komponisten Wilhelm Furtwängler geschieht in der Regel in Extremen: Je nach dem Standpunkt des Autors wird er als politischer Opportunist, ja Nazi, dargestellt oder als Retter der Verfolgten eines Gewaltregimes, dem er aktiv Widerstand leistet. Herbert Haffner hat versucht, Furtwänglers Fama mit der Realität in Beziehung zu setzen und den Menschen hinter dem Mythos zu entdecken. Er korrigiert dabei eine große Zahl von tradierten Irrtümern und kommt zu vielen neuen Erkenntnissen über Furtwängler als Familienvater, seine Beziehungen zur Münchener Bohème, sein Verhältnis zum Musikwissenschaftler Schenker oder dem von Hitler verhinderten Versuch, in Salzburg ein "Anti–Bayreuth" aufzubauen, um nur einige Beispiele zu nennen. Da der Verfasser die jeweiligen zeitgeschichtlichen Hintergründe mit einbezieht, entsteht nicht nur ein Musiker–Buch, sondern die faszinierende historische Lektüre einer deutschen Biografie durch vier politische Systeme. Im Anhang findet sich das ausführliche Literaturverzeichnis sowie eine Diskografie.

 

Presse

"Herbert Haffners quellenreiches Buch, das sich neben zahlreichen Archivmaterialien auch auf Gespräche mit noch lebenden Zeitzeugen stützt, hält die Balance, verschweigt nicht und fällt dennoch kein Urteil."

Rhein–Neckar–Zeitung.

 

"Diese Biographie setzt Maßstäbe für einen Mythos."

Der Spiegel.

 

"Herbert Haffner entwirft in seiner Biografie das Bild eines Genies zwischen Anpassung und Widerstand."

Basler Zeitung.

 

"Wilhelm Furtwängler war einer der größten Dirigenten, die je gelebt haben. Haffner hinterfragt die Fama und kann nach Recherchen und Gesprächen viele Irrtümer korrigieren. Hinter dem Mythos entdeckt er den Menschen."

Focus.

 

"Am 30. November 2004 liegt Wilhelm Furtwänglers Todestag ein halbes Jahrhundert zurück. Fünf Jahrzehnte, in denen die Musikwelt ärmer geworden ist an Dirigenten mit Sendungsbewusstsein, mit der Überzeugungskraft aus innerer Widersprüchlichkeit."

Hannoversche Allgemeine Zeitung.

 

Leseprobe

Immer wieder wird gefragt, ob Furtwängler Nationalsozialist gewesen sei. Ist diese Fragestellung rein parteipolitisch gemeint, so lässt sie sich einfach beantworten: Er war es nicht. Er war nie Parteimitglied. Die einfachen Welterklärungsmodelle dieser "Bewegung" sind ihm gewiss zu primitiv gewesen und erst recht die meisten ihrer politischen Repräsentanten. Weder Hitler noch einem seiner Parteigänger von Göring bis Goebbels, von Funk bis Rosenberg hätte er sich persönlich in irgendeiner Weise verbunden gefühlt, das wäre ihm sogar von Goebbels bestätigt worden, der im April 1944 sagt:
"Er ist nie Nationalsozialist gewesen. Hat auch nie einen Hehl daraus gemacht. Was für Juden und Emigranten Grund genug war, ihn für ihresgleichen und den Mittelpunkt einer sogenannten ´inneren Emigration´ zu halten. Wie haushoch er über diesem Gesindel steht, hat Furtwängler, dessen Einstellung sich uns gegenüber noch in keiner Weise geändert hat, durch seine Haltung während der Bombenangriffe auf Berlin gezeigt. Er ist nicht ausgerissen, wie viele andere sogenannte Künstler, sondern hat sich in diesen schweren Wochen und Monaten seine ganze Kunst in den Dienst der Berliner Bombenopfer und Rüstungsarbeiter gestellt."
So kann die Frage allenfalls lauten, ob er Patriot, ob er Nationalist gewesen sei.
Es hat sich gezeigt, dass er in einer im Geist des 19. Jahrhunderts national geprägten, kulturpessimistischen Umgebung aufgewachsen ist; kulturpessimistisch, weil sich der Wilhelminismus in seiner sozialen Zerrissenheit, in seinen politischen und kulturellen Gegensätzen und seiner sich zu organisieren beginnenden Arbeiterbewegung einer "Welt von Feinden" gegenübersieht, wie der Kaiser nicht müde wird, zu betonen. So ist Furtwängler, wie viele andere seiner Zeitgenossen aus Wissenschaft oder Philosophie, überzeugt, das Ende des Bildungsbürgertums, das Ende einer – seiner – Epoche mitzuerleben. Wenigstens die Sinnerfüllung durch die deutsche Kultur soll in die nachwilhelminische Zeit hinübergerettet werden, einer Kultur die als anderen weit überlegen verstanden wird. Der Punkt allerdings, in dem Furtwängler völlig irrt, ist seine Überzeugung, er könne im Totalitarismus Kultur, könne Musik und Politik voneinander trennen.

Klebebindung, Klappenbroschur,

15 x 21 cm,

494 Seiten,

Sonderausgabe, mit zahlreichen s/w Abbildungen,

ISBN: 978-3-86601-303-2

Preis: 24,00 €