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Antoni Graf Sobanski

Nachrichten aus Berlin 1933−36

 

Der Inhalt dieses Buches - die Schauplätze, die historischen Ereignisse und ihre Hintergründe, die Personen und deren Handlungen - sind dem deutschen Leser bekannt: Die Verbreitung des Nationalsozialismus in der Gesellschaft nach der »Machtergreifung«. Dennoch bietet es dem deutschen Lesepublikum Spektakuläres: Ohne jegliches Vorurteil, mit großer Sympathie für die Menschen, scharfsinnig und sensibel, ironisch aber nie beleidigend beschreibt Sobanski die Deutschen unter Hitler anhand zahlreicher kleiner Alltagsbeobachtungen. Er war Augenzeuge der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 auf dem Berliner Opernplatz, er besuchte eine Pressekonferenz von Julius Streicher, dem Chefredakteur des »Stürmer«, und nahm als akkreditierter Journalist am Reichsparteitag in Nürnberg teil. Da er für ein polnisches Publikum schrieb, spiegelte er die Ereignisse in Deutschland auch in den polnischen Verhältnissen der Zeit.


Das liest sich umso interessanter, da das Verhältnis von Deutschen und Polen bis heute tief von den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs geprägt ist.

 

Presse

02.07.2009 | Frankfurter Rundschau

"Es sind beiläufige Bemerkungen ..., die Antoni Sobanskis leise Beobachtungen zu einer wertvollen Wiederentdeckung machen. Bisweilen meint man, den alltäglichen Vorbereitungen zum monströsen nationalsozialistischen Projekt beiwohnen zu können."

 

06.09.2009 | Die Welt

"Da der Graf nicht nur ein erstklassiger Beobachter ist, sondern auch gebildet, weitgereist, witzig und ein glänzender Stilist, entpuppt sich dieses Buch als eine Entdeckung."

 

 

Leseprobe

Im Zusammenhang mit dem Nachtleben muss ich mir wohl auch über die Frauen Gedanken machen. Es sind zum Beispiel Vorschriften für die Eintänzerinnen über die Tiefe ihres Ausschnitts in Kraft getreten (die Leute denken auch an alles). Ich glaube aber nicht, dass diese Vorschriften eisern eingehalten werden. Eine Eintänzerin darf nach dem Tanz nicht an den Tisch oder an die Bar gebeten werden. Wer weibliche Begleitung wünscht, muss sie sich draußen beschaffen und den restlichen Abend mit ihr verbringen. Viele Männer lassen es dann lieber gleich ganz bleiben.
Derart widersprüchliche Verhältnisse veranlassen mich, bei Freunden nachzufragen, wie das denn zusammenpasst. Einerseits Puritanismus und Prüderie (der Kanzler Hitler kann ja angeblich ohne weiteres auf ein Geschlechtsleben verzichten), andererseits aber diese Massen von Prostituierten; mehr denn je aufdringlich zerren sie die Männer am Ärmel in einen Hauseingang. Abends kann man das Hotel kaum verlassen, ohne sich mit mindestens einer Zigarette freigekauft zu haben. Als Erklärung höre ich: Obwohl das Ideal des Nationalsozialismus die Fortpflanzung, also die Ehe ist, wird der Geschlechtsverkehr als ein Akt der Männlichkeit geduldet, vorausgesetzt, der Mann zeigt der Frau, die nicht die Absicht hat, Mutter zu werden, gehörige Verachtung und Brutalität. Apropos Brutalität: Auf dem Leipziger Platz und neben dem KaDeWe konnte man spät abends immer Frauen in hohen roten Schnürstiefeln sehen.

Herausgegeben von Robert F. Barkowski,

Hardcover, Fadenheftung,

Schutzumschlag,

12,5 x 20,5 cm,

251 Seiten

ISBN: 978-3-86601-737-5

Preis: 19,80 €